Mittwoch, 28. Juni 2017

Deutschland – Ein Er“Fahr“ungsbericht per Rad


Eins vorweggenommen: Deutschland ist schön. Man muss aber manchmal ein bisschen danach suchen (siehe Bilder 😏).

Ungfähr so wie Helmut Kohl einst für den Osten Deutschlands blühende Landschaften versprach und dort (angeblich) nicht halten konnte, gilt das für den ehemaligen Westen gleichermaßen – mit dem Unterschied, dass es dort nie jemand wollte.

Möglicherweise gab es sie einmal, satte Wiesen, leuchtende Wälder oder klare Seen. In kleinen Abschnitten kann man sogar noch Reste erkennen. 
Heute werden diese Orte leider immer häufiger verdrängt, zerstückelt und durch Schweinefabriken, Blechlawinen und Maisfelder für die hauseigene Biogasanlage ersetzt…

…und wenn man doch mal an einen schönen Ort kommt radelt man 2 Kilometer weiter und schwupps - Wüste.

Wüste? Wo gibt’s in Deutschland bitte sehr Wüste? Betonwüste!

Die Rede ist hier nicht unbedingt von den urbanen Gebieten, die sicherlich eine beachtliche Fläche einnehmen. Es dreht sich vielmehr um Straßen. Gefühlt hat nämlich jedes deutsche Haus eine eigene Autobahnauffahrt.

Möglicherweise sind wir zu verwöhnt, da unsere bisherigen Touren nie mehr als 3-5 Tage und max. 250 km gedauert und sich daher immer in einem regional sehr eingegrenzten Bereich (z.B. Nationalpark, Biosphärenreservat, o.ä.) bewegt haben.
Zudem gelten unser Eindruck und unsere Erfahrungen nicht für das gesamte Bundesgebiet, sondern nur für die zurückgelegte Route zwischen Mainz und Flensburg.
Insgesamt sind wir ca. 1200 km quer durch Deutschland (5 Bundesländer) geradelt. Unsere Route führte uns dabei absichtlich durchs Hinterland, einerseits um die Landschaften zu genießen, andererseits um auf wenig befahrenen Land- und Nebenstraßen Verkehr aus dem Weg zu gehen. Pustekuchen! Wie oft wir auf unserem Weg unter, über teilweise auf oder neben ein- oder mehrspurigen Bundesstraßen, Autobahnen oder sonstigen vielbefahrenen Landstraßen radeln mussten und dabei von wildgewordenen Blechmonstern geschnitten wurden, ist unzählbar.

Sofern welche vorhanden sind, locken die Radwege jedoch keineswegs. Leider macht gerade der Straßenbauweltmeister bei den Radwegen mehr als schlapp, wobei man sagen muss, dass es hier ein starkes Nord-Süd-Gefälle gibt, die Qualität nimmt deutlich zu, je weiter man Richtung Meer radelt. 
Nervig ist es sicherlich, wenn man als Radler über holprige Schlaglochpisten geschickt wird, während 2m links von einem eine frisch asphaltierte Straße wartet, Radwege ohne Ankündigung im Nichts enden oder mitten durchs Nirwana geführt werden, obwohl man das Ziel schon sehen kann. 
Schlimm ist allerdings vielmehr die Rücksichtlosigkeit, mit der 95% der PKW-  und LKW-Fahrer – frei nach dem Motto „Die Straße gehört mir, bremsen können andere.“ – durch die Gegend heizen. Wenn dabei der Mindestabstand beim Überholen nur um die Hälfte eingehalten würde, müsste man nicht so oft um sein Leben bangen. Leider lassen sich diese Situationen nur durch weniger Egoismus oder/und eine bessere Rad-Infrastruktur vermeiden. Ob da was passiert? Vorerst plädieren wir für mehr Respekt und Rücksicht!

Sobald man weiter als 20km von einer größeren Stadt entfernt ist, wird die sog. Landflucht eigentlich überall spürbar, der Bau von immer mehr Umgehungsstraßen befeuert diese Entwicklung unserer Ansicht nach teilweise noch. Gerade im ländlichen Bereich kann sich der Autofahrer zwar im besten Fall über eine kreuzungsfreie Fahrt freuen, der Bäcker, Metzger, Lebensmittelhändler & Blumenverkäufer eher nicht, denn es kommt keiner mehr.
Überleben kann auf Dauer keiner. Auf unserer Reise gab es unzählige dieser Ortschaften. Leere Geschäfte an vielen Ecken. Schön ist das nicht, macht nachdenklich und hinterlässt oftmals einen bleibenden Eindruck.

Am spürbarsten für uns persönlich war jedoch der verursachte (Verkehrs-)Lärm. Wir hätten nicht gedacht, dass es so schwierig ist, einen Ort zu finden, an dem man in der Ferne nicht irgendeine Straße hören muss. Eigentlich kein Wunder, denn viele Straßen verursachen auch viel Verkehr. 

Unverständlich ist dabei umso mehr, dass das Vorhandene Ausmaß an Betongold in der Landschaft noch nicht auszureichen vermag. Wenn man an Verkehrsprojekten (regional oder überregional ist eigentlich egal) vorbeikommt und sich anschauen muss, wie Schneisen in die Landschaft geschlagen werden und was für Summen dort verbaut werden kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Für die Radfahrer ist trotzdem meist kein Euro mehr übrig…😒

Dass Menschen von Lärm krank werden können, haben wir spätestens in Lohmar (bei Köln) auf einem Campingpatz erleben dürfen. Auf den ersten Blick idyllisch am Bach gelegen, wurde uns schnell klar, dass wir zwischen A3 und Einflugschneise des Flughafen Köln-Bonn unser Zelt aufgeschlagen haben. Nur so viel noch: Wir haben uns am 2. Tag gewünscht, dass der Wind dreht und wir wieder die startenden statt der landenden Flieger über uns haben, damit der Boden nicht mehr so vibriert.

Nach 25 Nächten auf fast genauso viel verschiedenen Campingplätzen bleibt rückblickend zu sagen, dass im Allgemeinen die meisten Plätze mit zeltenden Radfahrern nicht besonders viel anfangen können, was mitunter daran liegen mag, dass es 1. nicht so viele gibt und 2. das Hauptgeschäft den motorisierten Camper betrifft. Im Durchschnitt bezahlt man für 2 Personen mit 2 Rädern ca. 15,- € pro Nacht. Kinder unter 2 Jahren sind meist kostenlos. Leider sind die Lagerplätze nicht immer eben und für eine warme Dusche werden oftmals noch extra Duschmarken berechnet. Die Kosten sind typischerweise in Urlaubsregionen teurer als dort, wo generell eher tote Hose ist.

Neben aller Kritik, es gab auch etliche schöne Dinge zu sehen -insbesondere urbane Lebensräume wie z.B. Osnabrück und Lübeck, um nur zwei Orte zu nennen. Und der deutsche Ostseestrand ist toll! 😊

Von einem Radreiseparadies ist Deutschland jedoch sehr weit entfernt.

 Abschließend noch ein paar Eindrücke von den schönen Ecken:

Untwegs im Oldenburger Land (Niedersachsen)


Die Eifel
Sightseeing in Lübeck

Steilküste an der Ostsee

kurze Pause irgendwo in Schleswig-Holstein

Freitag, 23. Juni 2017

Kleiderpost

Gestern hat Linda neue Kleidung bekommen. 
Der Abstecher nach Fehmarn hat sich gelohnt. Die Kleiderauswahl bei Cottonbudbaby ist perfekt gelungen. Auch die kleine Maus ist ganz entzückt 😍
Bei Interesse für ein öko-faire Kleiderabo, z.B. falls Nachwuchs ansteht 😉 gibt's unter www.cottonbudbaby.com mehr Infos. (seit neuestem sogar bis Größe 92).




Dienstag, 13. Juni 2017

Wir wollen Meer

Wir sind jetzt seit ca. 3 Wochen unterwegs und haben endlich das Meer erreicht!
Unfassbar, wir sind tatsächlich 1000 km von Mainz an die Ostsee geradelt. Das Wasser ist noch zu kalt um in die Wellen zu springen. Wir entspannen lieber bei alkoholfreiem Bier im Strandkorb und lassen uns die Sonne auf die weissen Bäuche scheinen. Der Rest ist schon schön braun, typische Radfahrer-Bräune eben :-) 
Das Wetter kann sich noch nicht so richtig entscheiden: Von strahlendem Sonnenschein, über stundenlange Regenschauer bis zu starken Windböen ist alles dabei. 
Wir fahren nun die Ostseeküste entlang und werden in ca. 4 Tagen Dänemark erreichen. Dort gibt es endlich die Möglichkeit "natürlich" zu zelten und freuen uns, nach so vielen Nächten auf Campingplätzen wieder etwas mehr Privatspähre genießen zu können.
 



 

Dienstag, 6. Juni 2017

Pause bei Oma ist das Beste

Unser zweiter Erholungstag neigt sich dem Ende. Bevor wir uns morgen weiter Richtung Norden auf den Weg machen, durfte ein Besuch bei Jan's Oma in Achim nicht fehlen. Nirgendwo kann man sich besser verwöhnen lassen als bei Oma. Jetzt haben wir ein paar schöne Geschichten im Gepäck und ein ordentliches Energiepolster um den bevorstehenden Winden an der Küste zu trotzen.

Nach 70km schmeckt die selbstgemachte Torte doppelt so gut

Linda auf Entdeckungstour übt fleißig das Krabbeln